www.radonmaster.de Stand: 01. Juli 2005
Inhaltlich verantwortlich gemäß §6 MDStV: Bernd Haider
Was ist natürliche Radioaktivität?
Seit der Entstehung der Welt gibt es radioaktive Mineralien und Gase im Kosmos und auf der Erde, die wir als natürliche Radioaktivität bezeichnen. Die davon ausgehende energiereiche Strahlung (auch ionisierende oder radioaktive Strahlung genannt) gibt es seit jeher in unterschiedlichen Formen: Als Strahlung aus dem Weltraum, aus dem Erdboden und von radioaktiven Stoffen, die wir essen oder trinken. Auch die Luft, die wir einatmen, enthält natürliche Radioaktivität in Form des Gases Radon. Seine Strahlenwirkung ist ungefähr ebenso groß wie die der drei anderen Strahlenquellen zusammen.
Was ist Radon?
Radon ist ein Edelgas, das durch Kernumwandlung aus Uran und Radium entsteht. Eine typische Eigenschaft radioaktiver Stoffe sind aufeinanderfolgende Umwandlungen der Ausgangssubstanz in mehrere chemisch verschiedene Zerfallsprodukte. Radongas wandelt sich um in radioaktive Erscheinungsformen (Isotope) der Schwermetalle Polonium, Blei und Wismut. Im allgemeinen Sprachgebrauch schließt der Begriff Radon meistens auch die Zerfallsprodukte ein. Meinen wir nur Radon und möchten seine Zerfallsprodukte ausdrücklich ausschließen, so sprechen wir von Radongas.
Wie wirkt Radon auf die Lunge?
Im Vergleich zu anderen Schadstoffen kommt Radon nur in winzigsten Spuren in der Luft vor. Im Bereich der Strahlenwirkung lassen sich derartig kleine Mengen jedoch nicht vernachlässigen. Der Organismus kann auf die Bestrahlung durch Radon mit Lungenkrebs reagieren.
Der Zusammenhang zwischen Radon in Häusern und Lungenkrebs ist nur sehr schwer nachweisbar. Anders sieht es bei Arbeitern in Uranerzbergwerken aus, die wesentlich höheren Radonmengen ausgesetzt sind. Für sie ist der Zusammenhang zwischen Radonbelastung und Lungenkrebs bewiesen. Aus der Lungenkrebshäufigkeit von Bergarbeitern schließen die Strahlenschützer, dass ungefähr 10% aller vorkommenden Lungenkrebsfälle der gesamten Bevölkerung durch Radon verursacht werden. Der andere, größere Anteil wird fast vollständig dem Rauchen zugeordnet.
Radongas selbst ist weniger gefährlich, weil wir es wieder ausatmen. Seine ständig frisch gebildeten kurzlebigen Zerfallsprodukte schweben ebenfalls in der Atemluft und werden eingeatmet. Im Gegensatz zum Radongas reichern sie sich im Atemtrakt an und bestrahlen diesen gezielt. Ihre Radioaktivität ist die Ursache für die Krankheit.
Wie groß ist das Risiko durch Radon wirklich?
Das wüsste ich auch gern. Weltweit laufen noch immer Untersuchungen, um diese Frage zu beantworten. Es gibt eine Chance auf eine Antwort, wenn die Daten der nationalen Studien vereinigt werden.
Weil wir seine Größe nicht genau kennen, dürfen wir das Strahlenrisiko durch Radon aber nicht unterschätzen. Auch wenn die Umrechnung von hohen Strahlendosen in Bergwerken auf niedrigere in Häusern mit großen Unsicherheiten behaftet ist, müssen wir annehmen, dass sie vernünftige Werte liefert. Das bedeutet: In Deutschland sterben jedes Jahr 2000 bis 4000 Menschen durch Radon. Das gilt bei einer durchschnittliche Radonkonzentration von 50 Bq/m³. Bei höheren Radonkonzentrationen ist das Risiko für den Betroffenen entsprechend größer. Für den Bewohner eines Hauses mit 250 Bq/m³ (also innerhalb des sogenannten Normalbereiches) sind z.B. die Risiken, durch Radon oder im Straßenverkehr zu sterben, ungefähr gleich groß. (Zugegeben, der Vergleich hinkt, weil es im Straßenverkehr zusätzlich Verletzte gibt.)
Was ist eigentlich ein Risiko?
Ein Risiko ist eine Wahrscheinlichkeit, Schaden zu nehmen. In Verbindung mit Radon ist immer die Wahrscheinlichkeit gemeint, an Lungenkrebs zu sterben. Die Wahrscheinlichkeit kann auf eine bestimmte Anzahl von Menschen und einen bestimmten Zeitraum bezogen sein. Beispiel: Pro Jahr sterben 2000 Menschen innerhalb von 80.000.000 Einwohnern. Das Risiko für einen Menschen, innerhalb von 40 Jahren zu sterben, wäre dann 40x2.000/80.000.000=0,001. In der Praxis ist die Rechnung nicht ganz so einfach, weil das Krebsrisiko zusätzlich vom Lebensalter abhängt.
Wie lässt sich der Zusammenhang zwischen Radon und Lungenkrebs beweisen?
Im Bereich des Strahlenschutzes ist der Beweis durch eine Dosis-Wirkungs-Beziehung üblich. Dafür müssen die Strahlendosis und die Krebshäufigkeit quantitativ erfasst sein. Bei Bergarbeitern ist bewiesen, dass die Lungenkrebshäufigkeit mit der Höhe der Radonexposition (Radonkonzentration x Zeit) ansteigt. Ebenso steigt die Lungenkrebshäufigkeit bei den Überlebenden der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki mit der Gammadosis an.
Gibt es ein stärkeres Wohngift als Radon?
Nein. Die Sterberisiken durch Asbest, chemische Schadstoffe, Allergene und Elektrosmog sind wesentlich kleiner. Für Vergiftungssymptome wie Atembeschwerden, Übelkeit usw. ist Radon jedoch nicht die Ursache.
Ist Radon für Raucher gefährlicher als für Nichtraucher?
Ja. Das zusätzliche Risiko, an einer bestimmten Strahlendosis durch Radon zu sterben, ist für Raucher größer als für Nichtraucher. Radon ist also wirksamer, wenn die Lunge außerdem durch Tabakrauch belastet ist.
Lässt sich an einem Tumor erkennen, ob er durch Radon entstanden ist?
Nein. Ein durch Strahlung entstandener Tumor ist histologisch nicht von einem gleichartigen Tumor zu unterscheiden, der z.B. durch Chemikalien (Rauchen) entstanden ist. Deshalb ist es so schwierig, das Risiko durch Radon zu ermitteln.
Schadet eine medizinische Radonkur?
Die heilende Wirkung der Radontherapie ist umstritten. Ein beängstigendes Strahlenrisiko besteht im allgemeinen nicht, weil im Vergleich zur gesamten Lebenszeit eines Menschen (mit normaler Radonbelastung) die zusätzliche Strahlenbelastung durch die Radonanwendung zu vernachlässigen ist. Zumindest, wenn die Radonkur nicht häufig wiederholt wird. Insgesamt sind Wannenbäder den Inhalationskuren vorzuziehen.
Wie gelangt Radon zu uns?
Radon entsteht durch radioaktiven Zerfall aus Uran und Radium, die zumindest in Spuren überall im Boden, im Gestein und im Baumaterial vorkommen. Ein Teil des entstehenden Gases gelangt in unsere Atemluft. Normalerweise entweicht das Radon in die Atmosphäre, in der es sich mit der radonarmen Luft höherer Schichten vermischt. Hohe Konzentrationen in einem Haus ergeben sich meistens dadurch, dass ein Haus aus dem Boden entweichendes Radongas auffängt. Durch verschiedene Schwachstellen wie Risse und Rohrdurchführungen dringt ein Luftstrom aus dem Untergrund in das Haus, der die einzelnen Radongasatome mit sich führt. Auch Baumaterial gibt Radon ab, es erzeugt aber nur selten höhere Konzentrationen in der Raumluft.
Können wir Radon wahrnehmen?
Nein. Wir Menschen können Radioaktivität nicht wahrnehmen. Außerdem wäre Radongas auch in großen Mengen farb- und geruchlos. Prinzipiell kann man seinem Haus nicht anmerken, ob im Innern höhere Radonkonzentrationen bestehen. Wir kennen nur eine Möglichkeit, den Radongehalt festzustellen: Technische Messgeräte. Insbesondere möchten wir vor Wünschelruten, Pendeln und ähnlichen Geräten in diesem Zusammenhang warnen. Ein Rutengänger kann sicher Zonen in einem Haus finden, in denen sich der Bewohner wohl oder unwohl fühlt. Eine Aussage über Radioaktivität wird der seriöse Rutengänger jedoch nicht machen.
In welcher Maßeinheit wird Radon gemessen?
Radioaktive Atomkerne wandeln sich um (zerfallen) und senden dabei ionisierende Strahlung aus. Es ist wichtig, wie viele Kerne in der Sekunde zerfallen, weil davon die Strahlendosis abhängt. Die Anzahl der Kernumwandlungen pro Zeit heißt Aktivität und wird in Becquerel (Bq) angegeben. Weil es sich um Radioaktivität in Luft handelt, wird die Aktivität auf das Luftvolumen bezogen. Die Radonkonzentration messen wir also in Becquerel pro Kubikmeter (Bq/m³ oder Bq m-3). 1 Bq/m³ bedeutet, dass in einem Kubikmeter Luft in jeder Sekunde ein Radonatom zerfällt. In Durchschnittswohnungen sind es 50 Bq/m³, im Freien 10 Bq/m³.
Wie wird Radon gemessen?
Es gibt viele Verfahren zur Radonmessung. Am weitesten verbreitet sind passive Messgeräte, die ohne Strom arbeiten. Sie lassen sich mit der Post verschicken und ermöglichen preiswerte Messungen. Die Messunsicherheit der passiven Geräte beträgt ungefähr ± 25%. Messungen mit elektronischen Geräten sind genauer, jedoch erheblich teurer, weil speziell ausgebildetes Personal die Kunden besuchen muss.
Gängig sind zwei Versionen passiver Radongasmessgeräte: Aktivkohlesammler und Kernspurdosimeter. Beide werden mit der Post verschickt und vom Kunden selbst aufgestellt. Nach Ablauf der Messzeit schickt der Kunde sie zur Auswertung zurück. Beide Verfahren unterscheiden sich erheblich in ihrer Messzeit. Wir bieten nur Aktivkohlesammler mit Messzeiten von ungefähr drei Tagen an. Kernspurdosimeter eignen sich für Messungen zwischen zwei und vier Monaten.
Wie lange soll eine Radonmessung dauern?
Erfahrungsgemäß schwankt die Radonkonzentration in der Raumluft sehr stark. Sie kann sich von einem Tag auf den anderen um das 10-fache ändern. Eine kurzzeitige Messung kann also gerade an einem Tag erfolgen, an dem die Radonkonzentration nicht repräsentativ für ein Haus ist. Am günstigsten ist eine möglichst lange Messzeit, weil sich dann Konzentrationsschwankungen ausgleichen. Empfehlungen zur Sanierungen von Häusern gehen von einem "langfristigen Mittelwert" der Radonkonzentration aus, ohne diesen zu definieren. In der Praxis bedeutet das, die Entscheidung "Sanierung, ja oder nein" sollte erst nach einer Radonmessung von ungefähr einem Jahr Dauer getroffen werden. Das spricht zunächst einmal für Langzeitmessungen mit Kernspurdosimetern. Umfangreiche Messreihen mit automatischen Stationen in typischen Wohnungen haben gezeigt, dass auch vier bis fünf Messungen mit Aktivkohlesammlern (Messzeit jeweils drei Tage) verteilt über ein Jahr eine solide Basis zur Entscheidungsfindung sind.
Aus Zeitmangel (z.B. bei einer Entscheidung zum Hauskauf) können trotzdem Kurzzeitmessungen sinnvoll sein. In diesem Fall müssen einen Tag vor einer Messung und während der Messung Fenster und Türen eines Hauses möglichst geschlossen bleiben, um die höchst mögliche Radonkonzentration zu erreichen . Bei einem niedrigen Messergebnis sind wir dann auf der sicheren Seite, weil wir bei normaler Nutzung eine geringere Radonkonzentration erwarten. Ein hoher Messwert verlangt noch keine Sanierung, wohl aber Nachmessungen.
Wie lange dauert die Auswertung eines Aktivkohlesammlers?
In den meisten Fällen messen wir die Dose an dem Tag aus, an dem sie bei uns eingeht. Die Auswerterechnung und der Versand des Messergebnisses erfolgt einen Tag später. In eiligen Fällen können wir das Ergebnis auch am selben Tag per Fax versenden.
Wie lange lassen sich unbenutzte Radonmessgeräte aufbewahren?
Aktivkohlesammler können im Laufe der Zeit Feuchtigkeit aufnehmen und werden dadurch unbrauchbar. Die mögliche Lagerzeit kann einige Jahre betragen. Wir garantieren mindestens sechs Monate. Der Kunde kann selbst feststellen, ob ein Sammler noch brauchbar ist: Die Gewichtszunahme durch Feuchtigkeit darf nicht mehr als fünf Gramm betragen. Am besten also den neuen Sammler sofort auf eine Briefwaage legen und das Gewicht notieren. Wir archivieren zwar das genaue Gewicht der Dose, aber nicht alle Waagen zeigen gleich an.
Gibt es Problemhäuser?
Ja. Wir erwarten in Häusern mit Öffnungen im Fundament größere Radonmengen in der Raumluft. Die Radonkonzentration in der Raumluft hängt davon ab, wie viel Radon im Untergrund vorhanden ist, wie gut es in die Wohnung gelangt und ob es wieder entweichen kann. Ein sogenanntes Problemhaus ist ein Haus ohne dichte Betonplatte im Keller, mit gutem Zugang vom Keller in die Wohnräume und mit abgedichteten Fenstern und Türen. Dazu gehören insbesondere modernisierte alte Häuser mit unbefestigten Kellerböden, nicht unterkellerte Wohnungen aber auch biologisch geplante Neubauten.
Welche Probleme kann es bei biologisch geplanten Häusern geben?
Da hätten wir zunächst den Biokeller, einen Kelleraum mit ungedichtetem, meistens gepflasterten Boden. Hier gibt es Radon satt. Es darf nur nicht in den Wohnbereich gelangen. Also zur Wohnung abdichten und den Eingang von außen vorsehen. Den Lebensmitteln schadet Radon nicht. Nach deren Genuss ist der Mensch auch nicht "verstrahlt". Der Besuch des Kellers birgt kein nennenswertes Risiko, weil die Zeit dafür nur sehr kurz ist.
Absolut abzuraten ist von einer Umwälzung der Raumluft durch eine Kiesschüttung unter oder neben dem Haus, um eine Temperaturstabilisierung herbeizuführen. Das Radon gelangt aus dem Untergrund in den Luftstrom und damit in das Haus. Ein Kunstfehler!
Wie gut hilft Lüften?
Die billigste Weise, die Radonkonzentration zu senken, ist regelmäßiges kurzes aber vollständiges Öffnen der Fenster. Öfter als vier bis fünf Mal am Tag bringt es in der Praxis nur noch geringe Vorteile. Speziell in Kellerräumen und an warmen Tagen ist die Wirkung gering, weil die schwerere, kühle Luft im Keller wie in einer Gefriertruhe liegen bleibt. Ob Lüften den gewünschten Erfolg hat, lässt sich durch Vergleichsmessungen feststellen.
Wie lassen sich Häuser sanieren?
Praktisch alle sogenannten Sanierungsmaßnahmen laufen darauf hinaus, die Zufuhr von Radon aus dem Untergrund zu reduzieren und außerdem für eine bessere Lüftung der Häuser zu sorgen.
Besteht ein Betonboden, so sollten Leitungsdurchführungen, Risse, Gullys usw. abgedichtet werden. Dafür sind dauerelastische Dichtmassen und verschweißte Kunststofffolien (2 mm dick) geeignet. Die Abdichtung muss sehr sorgfältig geschehen, weil bereits ein kleines Loch die restliche Arbeit zunichte machen kann. Häuser mit Naturboden sollten einen neuen, dichten Boden erhalten.
Zur systematischen Lüftung bieten sich entsprechende Lüftungsöffnungen im Keller an. Eventuell müssen Ventilatoren verwendet werden. Der Keller kühlt auf diese Weise im Winter aus, und es muss eine gute Wärmeisolierung zur Wohnung bestehen. Sinnvoll sind auch Ventilatoren mit Wärmetauschern. In jedem Falle müssen sie einen Unterdruck im Haus verhindern, weil sich sonst die Radonzufuhr aus den Untergrund erhöht. Das bedeutet, die Ventilatoren müssen frische Luft hineinblasen und nicht das Radon absaugen. Dabei darf das Radon natürlich nicht durch den Wohnbereich abziehen.
Es hat sich auch bewährt, Radon unter dem Fundament abzusaugen und durch einen Kamin ins Freie zu leiten. Dafür reichen oft Ventilatoren mit kleiner Leistung (20W). Ein unbenutzter Schornstein kann dabei nützlich sein.
Lässt sich Radon aus einem Haus vollständig entfernen?
Nein. Auch in der Außenluft gibt es Radon mit einer Konzentration von ungefähr 10 Bq/m³. Was immer auch geschieht, diese Konzentration lässt sich nicht unterschreiten. Es ist auch sehr schwer, z.B. 50 Bq/m³ weiter abzusenken.
Wie lauten Grenzwerte zur Radonsanierung?
In Deutschland gibt es nur Empfehlungen der Deutschen Strahlenschutzkommission (SSK), einem Beratungsgremium des Bundes-Umweltministeriums: Der Bereich bis 250 Bq/m³ gilt als normal. In diesem Bereich sind keine Maßnahmen gegen Radon erforderlich. Ab 1000 Bq/m³ sind Sanierungen gefordert. Zwischen 250 Bq/m³ gibt es einen Ermessensspielraum. Sanierungen sollten ausgeführt werden, wenn es mit geringem Aufwand möglich ist.
Wie werden zukünftige Vorschriften aussehen?
Hier müssen wir etwas orakeln. Dabei helfen uns in Arbeit befindliche Anleitungen und Meinungen von verschiedenen Experten. Zukünftig dürfte der Bereich bis 100 Bq/m³ als normal gelten. Sanierungen werden wahrscheinlich ab einer Obergrenze von 250 Bq/m³ (eventuell auch höher) gefordert.
Für Messungen ist ein Zwei-Stufen-System vorgesehen: Zunächst erfolgt eine Übersichtsmessung mit mindestens einem Tag Messzeit bei geschlossenen Türen und Fenstern. Wird dabei ein Viertel der festgelegten Obergrenze unterschritten, ist das Haus einwandfrei. Bei höheren Messwerten muss eine Bewertungsmessung von einem Jahr Dauer folgen. Die Übersichtsmessung soll also lediglich über eine Bewertungsmessung entscheiden.
Zweck der Bewertungsmessung ist es, juristisch verbindlich über eine Sanierung zu entscheiden. Dafür wird wahrscheinlich eine zertifizierte Spezialfirma verlangt. Die Bewertungsmessung kann auch ohne vorherige Übersichtsmessung ausgeführt werden.
Zunächst werden wir verbindliche Vorschriften für gewerblich genutzte Objekte erhalten. Erst später wird es Vorschriften für Wohnhäuser geben.
Gibt es bereits echte Grenzwerte?
Nein und Ja. In Deutschland gibt es bislang nur Empfehlungen zur Sanierung von Häusern. Eine gesetzliche Obergrenze der Radonkonzentration, ab der saniert werden muss, gibt es in der Schweiz: Liefert eine Langzeitmessung mehr als 1000 Bq/m³, so muss das entsprechende Haus saniert werden. Eine Radonmessung hat zu erfolgen, wenn der Verdacht auf erhöhte Radonkonzentration besteht. Wann jedoch der Verdacht besteht, ist offen.
Harte Bestimmungen gibt es im Bergbau. Dort interessiert auch nicht die Radongaskonzentration sondern die Menge der wichtigeren Radonzerfallsprodukte. Der international übliche Grenzwert für Bergwerke entspricht ungefähr einer Radongaskonzentration von 2000 Bq/m³. Dieser Wert bezieht sich allerdings nur auf die Arbeitszeit. Der Normalbürger unterliegt der gleichen Radonexposition (Radonkonzentration x Zeit) bereits bei 600 Bq/m³, wenn er sich 80% der Zeit in seiner Wohnung aufhält.
Ist Radon eine neue Gefahr?
Nein. Die Gefährdung durch Radon ist Spezialisten schon seit 40 Jahren bekannt. Allerdings galt es damals, das Risiko im Bergbau zu verkleinern. Weil Berechnungen des Bevölkerungsrisikos nicht nachprüfbar waren, haben die Strahlenschützer weltweit zunächst an ihren eigenen Rechenergebnissen gezweifelt. In den 70er Jahren wurde es aktuell, durch Abdichten der Fenster und Türen Heizenergie zu sparen. Dadurch erhöhten sich die Radonbelastungen der Wohnungen und auch das Risiko der Bewohner. Diese Erkenntnis und die bessere Absicherung der Rechenergebnisse haben die Strahlenschützer bewogen, ihre Warnungen an die Öffentlichkeit immer deutlicher zu formulieren.
Hat unsere Regierung geschlafen?
Eigentlich nicht. Bereits Anfang der 70er Jahre wurde vom Bundesminister des Innern (BMI) und auch von den entsprechenden Stellen in der DDR versucht, einen Überblick über die tatsächliche Radonbelastung der Bürger zu erlangen. Weil für die Vielzahl der nötigen Messungen die technischen Möglichkeiten fehlten, konnten erst 1978 landesweite sogenannte Erhebungsmessungen beginnen. Innerhalb der folgenden Jahre wurden ungefähr 6000 Wohnungen ausgemessen.
Aufgrund der Messergebnisse gab es eine Empfehlung der Deutschen Strahlenschutzkommission (SSK), im wesentlichen bei Neubauten das Radonproblem zu berücksichtigen. Eine neuere Stellungnahme der SSK ist wesentlich deutlicher: Die SSK empfiehlt, Häuser zu sanieren, sofern der langzeitige Mittelwert der Radonkonzentration 250 Bq/m³ überschreitet. Damit dürfte jedes 100-ste Haus in Deutschland sanierungsbedürftig sein. Welche Häuser das sind, können nur Messungen herausfinden.
Welche Aufgabe wird der Baubiologe zukünftig haben?
Eine Aufgabe des Baubiologen ist es, im Rahmen seiner üblichen Untersuchungen auch eine Übersichtsmessung des Radons auszuführen. Liefert diese den Verdacht einer erhöhten Radonbelastung, sollte er die vorgesehene Bewertungsmessung durch eine zugelassene Spezialfirma veranlassen.
Es wird kaum umfangreiche Messkampagnen geben, in denen systematisch sämtliche Häuser ausgemessen werden. Es ist also weiterhin Sache des Bewohners oder seines Beraters, ob eine Wohnung einer Bewertungsmessung unterzogen wird.
Welche Radonkonzentrationen sollte ein Baubiologe akzeptieren?
Baubiologen betreuen Menschen, die gesundheitsbewusster sind als der Durchschnittsbürger. Unter diesem Gesichtspunkt sind die von der Strahlenschutzkommission empfohlenen Werte zu hoch. Unsere Empfehlung lautet: Bis 100 Bq/m³ keine Maßnahmen. Ab 100 Bq/m³ Sanierungen mit geringem Aufwand. Ab 250 Bq/m³ immer sanieren.
Würde der Autor in ein Haus mit 250 Bq/m³ ziehen?
Nein. Eine Radonkonzentration von 250 Bq/m³ als langzeitiger Mittelwert wäre mir zu hoch. Das Haus, in dem ich wohne, ist jedoch stärker mit Radon belastet als eine Durchschnittswohnung. Es gibt Tage, da erreicht die Radonkonzentration in meinem Arbeitszimmer leicht 1000 Bq/m³. Die zugehörige Wetterlage ist mir bekannt, und ich öffne dann mehrmals am Tage das Fenster. Ganz speziell morgens, bevor ich mit der Arbeit beginne.
Wer ist eigentlich der Autor?
Mit der Radonmesstechnik beschäftige ich mich in den Großforschungszentren Hahn-Meitner-Institut Berlin und GSF bei München seit ungefähr 25 Jahren. Während der Erhebungsmessungen in den 80er Jahren habe ich die Bundesregierung beraten; außerdem bin ich am Entwurf der DIN-Norm für passive Radonmessungen beteiligt. Seit einigen Jahren betreibe ich ein privates Entwicklungslabor für wissenschaftlich-technische Messgeräte und arbeite in der Forschung nur noch halbtags. Nach über 1000 Messungen für ein Architekturbüro biete ich auch öffentlich Radonmessungen an.
Hängt die Radonkonzentration von der Jahreszeit ab?
In den meisten Fällen ja. Die Radonkonzentration hängt entscheidend von der Lüftung eines Hauses ab. Werden also oft die Fenster und Türen geöffnet, so ist die Radonkonzentration niedrig. Das ist meistens im Sommer der Fall, nicht aber im Winter. Bei Kellerräumen ist das oft anders. Im Sommer ist die Luft im Keller oft kühler als im Freien. Dadurch gibt es auch bei geöffneten Fenstern kaum einen Luftaustausch. Im Winter dagegen strömt durch Ritzen sehr schnell kühle Luft in den wärmeren Keller.
Ändert sich die Radonkonzentration mit dem Stockwerk?
Ja. Radon stammt in den meisten Fällen aus dem Untergrund. Deshalb nimmt die Radonkonzentration in der Raumluft innerhalb eines Hauses von unten nach oben ab. Speziell in höheren Stockwerken großer Häuser sind nur geringe Radonkonzentrationen zu erwarten.
Gibt es Landschaften mit erhöhtem Radonrisiko?
Nicht direkt. In den alten Gesteinen der Mittelgebirge sind die Uran- und Radiumgehalte höher als in anderen Gegenden. Dadurch ist auch die Radonkonzentration der Luft in den Bodenporen überdurchschnittlich hoch. Ist ein Haus undicht, so tritt eine größere Radonmenge ein als anderswo. Insgesamt ist jedoch überall die Radonkonzentration in der Bodenluft um mindestens den Faktor 100 höher als in der Raumluft. Der Vorrat ist praktisch überall groß genug, um in einem Haus hohe Radonkonzentrationen zu erzeugen. Werte unter 10000 Bq/m³ in der Bodenluft gelten als niedrig. Konzentrationen ab 100000 Bq/m³ sind außergewöhnlich hoch.
Was nützt eine Landkarte mit eingezeichneten Radonverdachtszonen?
Eine solche Karte wurde von der Universität Bonn im Auftrag des Bundes-Umweltministeriums erstellt. Die Autoren haben Radonverdachtsklassen definiert und im wesentlichen aus der geologischen Beschaffenheit des Untergrundes hergeleitet. Für die Arbeitsplanung von Behörden (wo beginnen wir mit systematischen Messungen?) mag diese Karte nützlich sein. Wenn findige Beamte in Umweltreferaten diese Karte mit der Lupe betrachten und Empfehlungen für Ihren Wohnort herleiten, ist Nachhilfeunterricht angezeigt.
Wer in einem Gebiet mit hohem erwarteten Radongehalt wohnt, sollte entsprechend vorsichtig sein. Für Bewohner anderer Gebiete bedeutet es keine Entwarnung. So ist z.B. das Alpenvorland weißes Gebiet auf der Karte (also niedrigste Radonverdachtsklasse). Es stehen jedoch auch hier beliebig viele Häuser mit Radonkonzentrationen über 1000 Bq/m³.
Wie funktionieren Aktivkohlesammler?
Das Verfahren ist in DIN 25706, Teil 2 beschrieben. Mit Aktivkohle gefüllte Radonsammler (oder Messdosen) sind flache Metalldosen (ungefähr 10 cm groß), die eine spezielle Sorte gemahlener Holzkohle enthalten. Der Kunde legt eine Dose in sein Wohn-, Schlaf- oder Kinderzimmer und öffnen den Deckel. Nach wenigen Tagen verschließt er die Dose wieder und schickt sie zur Auswertung zurück.
Aktivkohle hat die Fähigkeit, an der Oberfläche Radongas zu binden. In der zurückgeschickten Dose ist die Radonmenge von ungefähr 1/2 Kubikmeter Raumluft enthalten. Im Labor messen wir die verschlossene Dose mit einem Gammaspektrometer aus. Aus der gemessenen Radioaktivitätsmenge berechnen wir nachträglich die Radonkonzentration in der Wohnung. Unser Rechenverfahren ist wesentlich aufwendiger als üblich und benötigt die Zeitpunkte zu denen die Dose geöffnet und geschlossen wurde. Dafür ist es für Messzeiten zwischen einigen Stunden und ungefähr einer Woche geeignet.
Welche Vor- und Nachteile haben Aktivkohlesammler?
Vorteile: Es sind Messzeiten ab wenigen Stunden möglich. Die Messempfindlichkeit ist gut, und es lassen sich auch kleine Radonkonzentrationen nachweisen. Einzelne Auswertungen erfolgen ohne größere Vorbereitungen, und der Kunde erhält schnell sein Messergebnis (wenn das aufwendige Gammaspektrometer einmal vorhanden ist). Es ist die billigste Art der Radonmessung.
Nachteile: Die maximale Messzeit beträgt nur einige Tage. Weil die Radonkonzentration in Häusern stark schwankt, kann ein einzelnes Messergebnis erheblich vom langzeitigen Mittelwert abweichen. Es besteht eine recht starke Feuchtigkeitsabhängigkeit, die bei Messungen im Freien und in feuchten Räumen Probleme bereitet.
Was bedeutet Halbwertszeit?
Eine radioaktive Substanz zerfällt im Laufe der Zeit. Das heißt, sie wandelt sich um in ihr Zerfallsprodukt. Damit verringert sich ein Vorrat radioaktiven Materials. Die Zeit, in der sich der Vorrat auf die Hälfte verringert nennen wir Halbwertszeit. Die Halbwertszeiten unterschiedlicher Substanzen liegen zwischen Bruchteilen einer Sekunde und Milliarden von Jahren. Radon-222 hat eine Halbwertszeit von 3,8 Tagen. Nach 3,8 Tagen ist also noch die Hälfte einer ursprünglichen Radonmenge vorhanden. Nach 7,6 Tagen ist es noch ein Viertel, nach 11,4 Tagen noch ein Achtel usw. Aus dem Radongas bilden sich nacheinander Zerfallsprodukte, die Halbwertszeiten von jeweils einigen Minuten haben.
Was sind Isotope?
Die chemischen Eigenschaften und Namen eines chemischen Elementes hängen vom Aufbau der Atomhülle ab. Bei der Bezeichnung von Isotopen ist auch der Kern eines Atoms berücksichtigt. Unterschiedliche Isotope des gleichen chemischen Elementes unterscheiden sich nicht in der Atomhülle, wohl aber im Atomkern. Die Atomkerne unterscheiden sich in der Masse und in der Anordnung der Kernbestandteile. Dadurch sind die Atomkerne mehr oder weniger stabil. Stabile Kerne wandeln sich nicht um in andere, sie sind nicht radioaktiv. Instabile Atomkerne sind radioaktiv, sie stoßen Bestandteile mit hoher Energie ab und wandeln sich dabei um in andere Atomkerne (Kernzerfall). Auch die neu entstandenen Kerne sind meistens radioaktiv und zerfallen weiter. Wir haben es dann mit einer Zerfallskette zu tun. Die Kette bricht ab, wenn ein stabiler Atomkern erreicht wird. Ein Isotop ist durch den Namen des Elementes und die zugehörigen Massenzahl eindeutig beschrieben. Beispiel: Radon-222 oder abgekürzt Rn-222 oder 222Rn.
Welche Radonisotope gibt es?
Es gibt verschiedene Radonisotope. Die bekanntesten sind Radon-222 (Rn-222), Alphastrahler mit einer Halbwertszeit von 3,8 Tagen und Radon-220 (Rn-220, historisch auch Thoron), Alphastrahler mit einer Halbwertszeit von 1 Minute. In Häusern hat Rn-222 die weitaus größte Bedeutung. Jedoch darf auch Rn-220 nicht immer vernachlässigt werden. Ausführungen über Radon beziehen sich auf Rn-222, auf andere Isotope wird speziell hingewiesen.
Wie heißen die Zerfallsprodukte des Radons?
Radon-222 (Alphastrahler, Halbwertszeit T=3,8 Tage) zerfällt nacheinander in die kurzlebigen Zerfallsprodukte Po-218 (Alphastrahler, T=3 min), Pb-214 (Betastrahler, T=27 min), Bi-214 (Betastrahler, T=20 min) und Po-214 (Alphastrahler, T<1 sec). Die Poloniumisotope sind am gefährlichsten, weil deren biologisch sehr wirksame Alphastrahlung direkt das Lungengewebe bestrahlt. Nach dem Po-214 folgen noch langlebige Isotope, die praktisch bedeutungslos sind.
Wann hat Radon-220 (Thoron) eine Bedeutung?
Radon-220 entsteht (über Zwischenschritte) aus Thorium, das ebenfalls im Untergrund enthalten ist. Wegen seiner kurzen Lebensdauer (Halbwertszeit 1 Minute) zerfällt es, bevor es aus dem Untergrund in ein Haus gelangen kann. In manchen exotischen Baumaterialien ist Thorium enthalten. Daraus kann das Radon-220 in die Raumluft gelangen und hat eine ähnliche Wirkung wie Radon-222.
Warum wirken Radongas und seine Zerfallsprodukte so unterschiedlich?
Das Radongas ist gegenüber den Zerfallsprodukten in der Atemluft von untergeordneter Bedeutung. Auch ohne Dosisberechnungen lässt sich der Unterschied plausibel machen, wenn wir uns überlegen, welche Radioaktivitätsmengen der Organismus durch Inhalation von Radongas bzw. Zerfallsprodukten aufnimmt.
Radongas wird im Körpergewebe nicht chemisch gebunden oder angereichert. Es ist deshalb nur seine Löslichkeit innerhalb des wasser- oder fetthaltigen Organismus von Bedeutung. Die Radonkonzentration (Bq pro m³ Gewebe) im Fettgewebe und im Lungengewebe ist um ungefähr den Faktor 3 höher als in der Atemluft. In den Weichteilen beträgt sie nur das 0,3- bis 0,4-fache. Die Lunge gehört eigentlich zu den Weichteilen, die relativ hohe Zahl ergibt sich durch Berücksichtigung der zusätzlichen Radonmenge im Luftvolumen. Bei einer Radongaskonzentration von 50 Bq/m³ in Luft (Durchschnittswohnung) löst das Fettgewebe also 150 Bq/m³ (die Weichteile 15 bis 20 Bq/m³). Bestünde der Mensch aus 50 Litern Fettgewebe, so würde sich im Laufe der Zeit darin eine Radonmenge von 7,5 Bq einstellen (Gleichgewicht zwischen Radonaufnahme und -abgabe). Von ungefähr 300 000 Bq im Jahr inhalierten Radongases nimmt der Mensch nur die Menge Radon auf, die durch Kernzerfall verloren geht (der weitaus größere Teil wird wieder ausgeatmet). Ganz grob überschlagen wären das 3,75 Bq innerhalb von 3,8 Tagen Halbwertszeit oder 1 Bq/Tag oder 365 Bq/Jahr. Innerhalb des Organismus bilden sich aus dem Radongas noch um die 1500 Bq Zerfallsprodukte im Jahr.
Wieder ganz grob überschlagen atmet der Bewohner unserer Durchschnittswohnung 300 000 Bq Zerfallsprodukte im Jahr ein. Auch von den Zerfallsprodukten wird der größte Teil wieder ausgeatmet. Im Atemtrakt scheiden sich um die 10% davon mechanisch wie in einem Staubsauger ab. Es werden (bevorzugt in den Bronchien) 30 000 Bq im Jahr wirksam.
Angesichts dieses großen Unterschiedes können wir das Aha-Erlebnis der Strahlenschützer in den 50er Jahren nachempfinden, als sie neben dem Radongas erstmalig auch die inhalierten Zerfallsprodukte in ihre Überlegungen einbezogen haben. Nach mehreren Jahrzehnten Strahlenschutzforschung gibt es ausgefeilte Rechenmodelle, welche die Strahlendosen für Radongas sowie die kurzlebigen und die Langlebigen Zerfallsprodukte abschätzen. Für die Bewohner der Durchschnittswohnung ergeben sich damit jährliche effektive Dosen von:
Radongas: 0,05-0,07 mSv Kurzlebige Zerf.Prod.: 1,0-1,4 mSv Langlebige Zerf.Prod.: 0,01-0,02 mSv
(Quelle: W. Jacobi in "Strahlung im Alltag", GSF-Forschungszentrum 1991).
Was ist eine Strahlendosis?
Eine Strahlendosis bezieht sich auf die Energie, welche ionisierende Strahlung an Materie abgibt. Im Bereich des Strahlenschutzes sind die Energiedosis, die Äquivalentdosis und die effektive Dosis von größter Bedeutung. Die Äquivalentdosis berücksichtigt zusätzlich zur abgegebenen Energie die unterschiedliche biologische Wirkung verschiedener Strahlenarten. Dazu wiederum zusätzlich berücksichtigt die effektive Dosis die unterschiedliche Empfindlichkeit verschiedener Organe für Strahlung. Die pro Zeiteinheit verabreichte Dosis wird als Dosisleistung oder Dosisrate bezeichnet.
Die Energiedosis ist die Energiemenge, welche ionisierende Strahlung an biologisches Gewebe abgibt. Also Energie/Masse. Die Maßeinheit ist Gray (Gy). Alte Maßeinheit: Rad (rd). 1 Gy = 100 rd
Die Äquivalentdosis berücksichtigt die biologische Wirksamkeit der Strahlenart. Alphastrahlung wird dabei um den Faktor 20 höher bewertet als Beta- oder Gammastrahlung. Äquivalentdosis = Q x Energiedosis, Qualitätsfaktor Q=1 für Beta-/Gammastrahlung, Q=20 für Alphastrahlung. Die Maßeinheit ist Sievert (Sv). Alte Maßeinheit: Rem (rem). 1 Sv = 100 rem
Die effektive (Äquivalent-)Dosis berücksichtigt die unterschiedliche Empfindlichkeit verschiedener Organe für ionisierende Strahlung. Bezugsgrößen dafür sind die Wahrscheinlichkeiten innerhalb eines Organs, Krebs zu erzeugen und daran zu sterben. Die Äquivalentdosen aller Organe und Gewebe werden mit Wichtungsfaktoren versehen. Die so gewichteten einzelnen Organdosen werden zur effektiven Dosis aufaddiert. Beispiele: Wichtungsfaktor 1 für Ganzkörperbestrahlung (alle Organe zusammen bei gleichmäßiger Bestrahlung). Wichtungsfaktor 0,06 für Bronchialbereich. Wichtungsfaktor 0.12 für gesamte Lunge. Maßeinheit: Sievert.
Welches sind die Messgrößen für Radonzerfallsprodukte?
Physikalisch ist es naheliegend und auch üblich, die Konzentration jedes der unterschiedlichen Zerfallsprodukte Po-218, Pb-214, Bi-214 und Po-214 einzeln in Bq/m³ anzugeben.
Für die Strahlenschutzpraxis handlicher ist die Angabe nur einer Zahl, die auch die biologische Wirkung eines Luftgemisches beschreibt. Diese Messgröße ist die Potentielle Alphaenergiekonzentration (PAEK). Sie gibt an, wie viel Energie in einem Kubikmeter Luft durch Alphastrahlung frei wird, wenn alle darin enthaltenen kurzlebigen Zerfallsprodukte restlos zerfallen. Hier wird speziell die Alphastrahlung berücksichtigt, weil gerade sie den Organismus belastet. Maßeinheiten dafür sind Joule/m³, MeV/Liter, oder Working Level (WL), eine alte Einheit aus dem Strahlenschutz in Bergwerken. Außerdem ist die PAEK messtechnisch leichter zu erfassen als die Aktivitäten der einzelnen Zerfallsprodukte.
Zum besseren Vergleich mit der Radongaskonzentration gibt es auch die Angabe als gleichgewichtsäquivalente Radonkonzentration (EEC = Equilibrium Equivalent Concentration) in Bq/m³. Das ist eine Rechengröße für den Fall radioaktiven Gleichgewichts. Die Rechenvorschrift nimmt an, dass die Aktivitätskonzentrationen des Radongases und jedes seiner Zerfallsprodukte gleich sind. In der Praxis ist die EEC kleiner als die Radongaskonzentration. In Häusern ist die EEC ungefähr halb so groß wie die Radongaskonzentration.
Umrechnungen: 1 WL = 130000 MeV/Liter = 2,08 x 10-5 Joule/m³ = 3766 Bq/m³(EEC)
1 MeV/Liter = 1,60 x 10-10 Joule/m³ (MeV = Mega-Elektronenvolt)
Anmerkung: Für Bergleute ist nicht wie zu erwarten 1 WL sondern nur 0,3 WL während einer Arbeitszeit von 170 Stunden im Monat erlaubt.