www.radonmaster.de/robernd/ Stand: 30. Juni 2002
TMPGEnc - der Tsunami MPEG Encoder
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Auf der Suche nach einem MPEG2 Encoder stößt man früher oder später auf das japanische Programm TMPGEnc.
Ich möchte hier einen kurzen Überblick geben, weil kaum jemand darum herum kommt, der seine DV-Aufzeichnungen zu DVDs machen will.
Wer weniger interessiert ist, wird die verschiedenen Hilfsroutinen (Multiplexen, Demultiplexen, Schneiden, Zusammenfügen) schätzen lernen.
TMPGEnc (Tsunami MPEG Encoder) ist praktisch Freeware, aber aus juristischen Gründen ist die MPEG2 Codierung auf 30 Tage limitiert. Ohne Limitierung müsste der Programmierer Lizenzgebühren bezahlen.
Mit Rücksicht auf die Anwender gibt es im Internet jeden Monat eine neue Demo-Version. www.tmpgenc.net/e_main.html (beim Öffnen der Seite die Frage nach dem japanischen Zeichensatz mit NEIN beantworten).
Es gibt inzwischen auch eine kommerzielle Version. Auch diese sollte der Interessent unbedingt downloaden. Sie entspricht der Freeware, und ist ohne zu bezahlen ebenfalls auf 30 Tage beschränkt. Sie enthält aber eine (auch separat ausführbare) Hilfefunktion, die bei der Freeware fehlt.
http://www.pegasys-inc.com/e_main2.html
TMPGEnc ist eines der besten MPEG Encoder-Programme, allerdings relativ langsam. Für eine Stunde Video kommt man schon auf Rechenzeiten bis zu einigen Tagen.
Aus meiner Sicht ist es unter den erschwinglichen Programmen (bis über 1000 EUR) sogar mit großem Abstand das beste.
Das liegt auch an den professionellen Einstellmöglichkeiten. Was ich im nächsten Absatz andeute, ist nur die Spitze des Eisberges, die Möglichkeiten sind weit umfangreicher.
Damit ist ein Anfänger vielfach überfordert, und er sollte zunächst die mitgelieferten Parametersätze (Templates) für MPEG-Video, DVD, VCD und SVCD verwenden.
Jetzt also die Einstellmöglichkeiten. Neben vielen Codierungsverfahren (z.B. konstante und variable Datenrate, konstante Qualität usw.) gibt es eine automatische Szenenerkennung, die durch manuell eingefügte Szenenwechsel beliebig ergänzt werden kann.
Außerdem kann der Anwender die GOP (Group Of Pictures, also Abfolge von I-, P-, und B-Frames) Struktur vorgeben und damit auch die wichtige Anzahl von I-Frames (das sind Bilder ohne Bewegungsinterpolation) je Sekunde einstellen.
Das Bild zeigt uns, wie sich die verschiedenen Frame-Typen (I, P, B) beliebig erzwingen lassen. Außerdem lassen sich bei jedem Frame beginnend die Kodierungsparameter an die folgenden Szene anpassen.
Eine Möglichkeit die es sonst nur bei super-teuren Profiprogrammen gibt. Beim Vergleich mit anderen Encodern sollte man mal nach solchen Feinheiten fragen.
Die Handhabung ist trotz der Funktionsvielfalt recht einfach. Eingabe-Dateien (bei DV-Video xxx.avi und eventuell Ton separat) angeben. Ausgabedatei angeben. Bearbeitungs-Template auswählen (fortgeschrittenen legen ihre Lieblings-Konfiguration fest). Und Start. Anschließend ins Bett gehen und auf den nächsten Tag warten.
Schwierig wird es erst, wenn die DV-Videos so lang werden, dass das File-System des PC sie nicht mehr packt. Dann muss man sie in kleinere Häppchen aufteilen und nach der MPEG-Codierung zusammen fügen. PlugIns für die gängigen Bearbeitungsprogramme gibt es bislang leider noch nicht.
Ein zusätzlicher Menüpunkt umfasst MPEG-Tools, mit denen sich Multiplexen (Muxen), Demuxen, Schneiden und Zusammenfügen lässt.
Allerdings sind speziell Schneiden und Zusammenfügen nur für grobe Manipulationen geeignet.
Dafür gibt es auch einen Grund: Videoclips lassen sich nur dann fehlerfrei zusammenfügen, wenn sie mit einem I-Frame beginnen und mit einem P-Frame enden.
Während der eigenen Encodierung lässt sich direkt vor jedem I-Frame ein P-Frame erzwingen. Damit wäre später jeder Schnitt direkt vor einem I-Frame ok.
Bei bereits vorhandenen MPEG-Strömen steht vor einem I-Frame jedoch meistens ein B-Frame, das bei der Wiedergabe vorwärts und rückwärts interpoliert wird.
Dadurch gibt es beim Heraustrennen von Szenen oder Zusammenfügern herausgeschnittener Stücke an den Schnittstellen Unstetigkeiten mit Klötzchenbildung.